#7 So groß wie X Fußballfelder


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Wenn in Deutschland eine spektakuläre Größe gemessen wird, dann gern in Fußballfeldern. Auch für das Weltgeschehen bilden die Großereignisse des Sportes ein Maß. Fußball übersetzt sich in Einheiten und soll Einheit schaffen. Alles abseits des Spielfeldes wird nach Anpfiff unwichtig. Rassismus, Aktivismus und Klasse bestimmen den Sport ebenso wie das Ergebnis. Doch am Ende steht nur eines auf der Anzeigetafel. Drei Filme nehmen sich ihm an – dem Fußball als Maßeinheit, Spektakel und ausbeuterisches politisches Werkzeug. Der Sport wäscht uns rein, oder zumindest tun wir so, als ob. (Matti Ullrich)

Eine einzelne Tat

Der 15-jährige Êzîde Arkan Hussein Khalaf wird in der norddeutschen Kleinstadt Celle erstochen. Die Polizei befragt, verhört, obduziert, durchsucht, rekonstruiert, asserviert, protokolliert – 1.700 Seiten. Eine Annäherung an strukturellen Rassismus über Ermittlungsakten, Fußball und das eigene Aufwachsen in Celle.… >>>

  • Dauer: 19 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Constanze Wolpers

    Void

    Das Verschwindenlassen Oppositioneller ist eine weit verbreitete Praxis staatlichen Terrors in Lateinamerika. Als „Desaparecidxs“ werden Menschen bezeichnet, die von Sicherheitskräften heimlich entführt, gefoltert und ermordet, deren Leichen jedoch nie gefunden wurden. VOID befasst sich mit Repräsentationsstrategien zuvor unsichtbar gemachter Opfer. Die Found-Footage-Arbeit erzählt sich entlang zweier bedeutender Fußballspiele, die während der südamerikanischen Copa Libertadores in Barranquilla, Kolumbien, ausgetragen wurden. Trotz der landesweiten Proteste von 2021, die das Land an den Rand des Kollapes führten und bei denen bis zu 600 Demonstrant*innen gewaltsam entführt wurden, hielten sowohl der Fußballverband als auch die Regierung an der Austragung der Spiele fest. Während der Live-Übertragung wurden der Staatsterror und das Trauma des gewaltsamen Verschwindens auf besondere Weise sichtbar.… >>>

    • Dauer: 25 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Jonas Weber Herrera

    FATA MORGANA

    Der halbstündige Dokumentarfilm FATA MORGANA taucht ein in die Welt der Gastarbeiter*innen in Katar. Zwischen endlosen Sandwüsten und vollen WM-Stadien versucht der Film, die Lebensbedingungen derjenigen greifbar zu machen, ohne die der Reichtum Katars undenkbar wäre. Der LKW-Fahrer Abu Husain verbringt, wie viele Gastarbeiter*innen in Katar, endlose Stunden in einer in sich geschlossenen Welt des Stehens, Wartens und beharrlichen Bewegens von Lastwagen am Rande der Gesellschaft.… >>>

    • Dauer: 29 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Daood Alabdulaa