Als feministisches Kollektiv legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Sichtbarmachung von Perspektiven, die in der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung oft übersehen wurden, insbesondere die von Frauen und migrantischen Arbeiter*innen. Drei der gezeigten Filme beschäftigen sich mit der Automobilindustrie in Europa: vom „wilden Streik“ bei Pierburg (Neuss, NRW) vor über 50 Jahren für „eine Mark mehr“, über ein satirisches Video der Gruppe „Verkehrswendestadt“, das thematisiert, wie Porsche und VW vom Naziregime profitiert haben zu einer besetzten Fabrik in der Nähe von Florenz. Durch die Berichterstattung von labournet.tv wurde der Kampf des „Collettivo di fabbrica Ex-GKN (Das Fabrik-Kollektiv Ex-GKN)“ im deutschsprachigen Raum bekannt und erfährt hier ungebrochene Unterstützung. Die geplante Umstellung der Produktion auf Lastenräder anstelle von Autoteilen zeigt das Potenzial von Arbeitskämpfen für eine ökologische und soziale Transformation. Dieses Thema behandelt auch unser zweiter Kinofilm „Der laute Frühling“.
In der globalen Klimabewegung setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass es so nicht weitergehen kann und dass wir einen Systemwechsel brauchen.
Mit unserem zweiten Kinofilm wollen wir das Wissen aus den Arbeiter*innenbewegungen, das wir seit über 20 Jahr dokumentieren, der Kilmabewegung zugänglich machen. Mit Hilfe von animierten Sequenzen blicken wir in die Zukunft und beschreiben, wie jene tiefgreifende gesellschaftliche Transformation, die wir brauchen, aussehen könnte.
Am 9. Juli 2021 wurden 422 Arbeiter*innen der GKN-Fabrik in Campi Bisenzio bei Florenz per E-Mail über ihre Entlassung informiert. Sofort versammelten sie sich in der Fabrik und besetzen sie. labournet.tv besuchte sie im Juni 2022. Sie sprechen über ihre Verwurzelung in der Region und die Demonstration, bei der 30.000 Menschen unter dem Slogan „Insorgiamo!“ („Lasst uns aufstehen!“) mit ihnen protestierten; einem Motto der italienischen Partisan*innen von 1944. Außerdem berichten sie über ihre Zusammenarbeit mit Klimaaktivist*innen und ihre Vision für eine nachhaltigere Produktion.
Während der diesjährigen VW-Aktionärsversammlung wurde die Büste von Ferdinand Porsche vom Sockel gestoßen. Damit wurde die seit Jahrzehnten von der Zivilgesellschaft erhobene Forderung, die Ehrung des Nazis und Kriegsverbrechers am Bahnhofsplatz in Wolfsburg zu beenden, symbolisch eingelöst. Der Enkel Ferdinands, Wolfgang Porsche, der die Sitzung leitete, war nicht amüsiert.
Von Februar bis Oktober 1973 gab es eine Welle von wilden Streiks in Westdeutschland, an denen 275.000 Arbeiter*innen in 335 Unternehmen teilnahmen. Im August 1973 fand ein spontaner Streik beim Automobilzulieferer Pierburg in Neuss statt, der von migrantischen Frauen in der Produktion angeführt wurde. Sie kämpften gegen Lohnungleichheit und schlechte Arbeitsbedingungen, unterstützt von ihren deutschen Kolleg*innen. Der Streik war erfolgreich und führte zur Abschaffung der „Leichtlohngruppe II“ (DM 4,70/Stunde), die ausschließlich für Frauen galt.
Duygu Kaya nahm 2021 als Arbeiterin bei Gorillas an einem wilden Streik teil und wurde daraufhin fristlos entlassen. Gemeinsam mit zwei Kollegen klagt sie auf Wiedereinstellung und macht auf die schwierige Lage prekarisierter Arbeiter*innen in Deutschland aufmerksam: Einerseits müssen sie sich gegen illegale Praktiken ihrer Arbeitgeber*innen wehren, andererseits haben sie oft keine andere Wahl, als selbstorganisiert und ohne Unterstützung von Gewerkschaften zu streiken. Das Video ist Teil einer Serie über den Kampf für ein umfassendes Streikrecht.