#12 Notizen aus dem Wartezimmer


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Das Programm ist nach einem Zine der Canaries benannt, einer Künstler*innen-Gemeinschaft chronisch kranker Frauen und geschlechtlich nicht-konformer Menschen in New York City, in dem sie ihren Umgang mit Krankheitsschüben sowie Selbstfürsorge außerhalb des medizinisch-industriellen Systems teilen. In Anlehnung an diese Praxis der gegenseitigen Unterstützung erkunden die Filme des Programms kollektive und individuelle Formen von körperlicher und geistiger Fürsorge in unterschiedlichen therapeutischen Kontexten. Einige Vorschläge, eine Welt, die nichtbehinderte Lebens- und Arbeitsweisen privilegiert, in Frage zu stellen. (Maria Morata)

I Stumble Every Time I Hear From Kyiv

„Mir fehlen die Worte“, ist der Satz, den man oft hört, wenn die Realität des Krieges so eindringlich ist, dass die Sprache nicht in der Lage zu sein scheint, sie zu beschreiben. Während ihres Studiums in Brüssel gerät Daryna Mamaisur in den Strudel der russischen Invasion in ihrem Land. Im Frühling, während die Kastanienbäume in Brüssel und Kiew zur gleichen Zeit blühen, dreht sie einen Film über den Frühling in der Ferne. In einem visuellen Briefwechsel mit einem Freund aus Kiew steht sie vor der Frage: Wie über die frische und andauernde Wunde sprechen, während man einen Film über den Krieg macht?… >>>

  • Dauer: 17 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Daryna Mamaisur

    Flare

    FLARE war ein Prozess, in dem ich meine Erfahrungen mit chronischer Krankheit verarbeitet habe. Ich fühlte den Drang, eine Erzählung zu kreieren, die nicht auf der Interpretation meines Zustands durch medizinische Institutionen oder jemand anderen basiert, sondern wie ich ihn selbst erzähle. Den Filmprozess musste ich an das, was möglich und was erreichbar war, anpassen. Mit diesem Film möchte ich der Erfahrung der chronischen Krankheit eine Stimme geben, der Kraft, die aus der Langsamkeit kommt, den Rhythmen und den Geheimnissen der Kranken, die sich gegen Opfererzählungen wehren. FLARE ist ein Film, der im Einklang mit den Gezeiten meiner Krankheit und meinen Fähigkeiten entstanden ist. Und er ist ein Zeugnis für die heilende Kraft von Freude, Gemeinschaft und Kreativität. (Kate Blamire)… >>>

    • Dauer: 27 Min.
  • Nominierung: A38-Produktions-Stipendium
    • Regie: Kate Blamire

    Patient

    Der Film inszeniert auf wunderbar zurückhaltende Weise einen Routinetag in der Ausbildung von Mediziner*innen, der sich zu einer Meditation über Übertragung, Empathie und Leistung entwickelt. (Ben Estham)… >>>

    • Dauer: 19 Min.
    • Regie: Lori Felker

    בגוף ראשון (Blueprint)

    Kurz nachdem der Künstler Dan Robert Lahiani im 12. Stock des Clal-Gebäudes in Jerusalem zu einer osteopathischen Behandlung angekommen war, verstrickte sich seine persönliche Suche nach Verbundenheit, Heimat und Heilung mit den Ängsten, Schmerzen und der Vernachlässigung des baufälligen und bröckelnden Gebäudes. In dieser neuen Videoarbeit zieht er Linien zwischen den von ihm erlebten Behandlungsserien und dem Bedürfnis des Gebäudes nach Fürsorge und Heilung. In poetischen filmischen Interventionen betrachtet Lahiani das Gebäude mit Abneigung und mit Mitgefühl und hält ein Ritual ab, um das Gebäude, die Stadt und die brüchigen Facetten der menschlichen Existenz zu heilen.… >>>

    • Dauer: 11 Min.
    • Regie: Dan Robert Lahiani