Bild: Klara Hobza, VG Bild-Kunst, Galerie Soy Capitán
Das DokfestForum findet in Kooperation mit dem
Fridericianum statt und lenkt den Fokus auf die Schnittmenge von Film,
Dokumentation und bildender Kunst. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden werden
ausgewählte Filme von Klara Hobza und Eli Cortiñas präsentiert.
Einführung: Kuratorisches Team, Fridericianum
Screening: On Slaughter, 2023 (Englisch, Filmlänge: 16:37 Min.) mit Präsentation des zugehörigen Künstlerinnenbuchs (Film und Buch gefördert von der Stiftung Kunstfonds).
Im Anschluss: Gespräch
mit der Künstlerin (in englischer Sprache)
In ihrem kürzlich veröffentlichten Film ON SLAUGHTER begleitet Klara Hobza Markus, einen Farmer in den entlegenen Wäldern Schwedens, beim Schlachten zweier Schafe. Während des Schlachtens gibt Markus einen tiefen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen, Fertigkeiten und Kenntnisse über ein Leben mit und von der Landwirtschaft. Er reflektiert Erinnerung an das, was er von eigensinnigen alten Bauern und Menschen in der sibirischen Wildnis gelernt hat. ON SLAUGHTER ermöglicht den Betrachtenden ein tiefes Verständnis für Markus‘ bewusste Einstellung zu Tierhaltung – den Akt des Schlachtens inbegriffen – als wesentlichem Bestandteil eines gesunden Ökosystems.
Nach dem Filmscreening präsentiert Klara Hobza ihr darauffolgend erschienenes, gleichnamiges Buch, das die Tradition der Überlebensratgeber und -anleitungen zu erweitern versucht. Durch den Einsatz visueller Methoden der Naturstudiums und die anatomische Zeichnung lässt Hobza die subjektive und emotionale Erfahrung in das How-to-Format einfließen, die sie für das Überleben als ebenso wichtig einstuft, wie objektive, praktische Fähigkeiten. Die Künstlerin hebt die dem Thema Schlachten inhärente Schwere hervor, zugleich lässt sie Neugier und Faszination für den Prozess zu.
Auf die Buchpräsentation folgt ein Gespräch mit der Künstlerin, in welchem sie näher auf ihre künstlerischen Motive für die Produktion von ON SLAUGHTER eingeht, und die Anwesenden zur Diskussion über die durch das Projekt aufgezeigten, komplexen ethischen Fragen einlädt. Der Austausch könnte die moderne Distanziertheit von den Themen Tod und Fleischproduktion herausfordern und das Publikum mit den Realitäten des Lebens auf dem Land konfrontieren. Dazu gehören auch Fragen der individuellen emotionalen und moralischen Verflechtungen des Selbstverständnisses in dessen Beziehung zur Nahrungsmittel- und Konsumethik.
Charakteristisch für Klara Hobzas Werk sind Langzeitprojekte, die zunächst unmöglich scheinen, sowie Inszenierungen von intensiven Ereignissen und Begegnungen. Ihre daraus resultierenden Erfahrungen dienen als Rohmaterial für eine bildhafte Formulierung durch die Verwendung einer Vielzahl an Medien und Techniken wie der Zeichnung, des Films, von Vorträgen und Büchern. Sie lebt derzeit in Berlin und arbeitet, wo immer es ihr jemand gestattet.
Hobza erhielt ihre künstlerische Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in München, der Columbia University in New York und Werner Herzogs Rogue Film School (Standort unveröffentlicht). Ihr die Grenzen des Kunstkontexts sprengendes Werk wird seit 2005 international ausgestellt, ausgezeichnet und in Publikationen behandelt. Sie war an Ausstellungen in der Bundeskunsthalle Bonn (2023), in der Kunsthalle Bielefeld (2022), im Kunstmuseum Wolfsburg (2020), im Museum Tinguely in Basel (2018) und im Kunsthaus Zürich (2015) beteiligt.