Was ist der Unterschied zwischen einer verbalen Beschreibung und einer fotografischen Darstellung in Bezug auf den Gegenstand? Wie kann ich mit Bildern erzählen? Was beschäftigt mich? Worauf möchte ich den Blick lenken? Mit grundlegenden Fragen beginnt der junge Edgar Reitz 1968 an einem Münchner Mädchengymnasium das Experiment, Film als Schulfach zu unterrichten. „Man macht Filme wie andere Leute Bücher schreiben (…). Und wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen in ihrem Leben nicht so viele Bücher lesen wie sie Filme und Fernsehen schauen, dann haben wir in Bezug auf die Sprache Film eine Art Analphabetentum“. Die Schülerinnen lernen aber nicht nur die Sprache des Films, und wie man einen Film dreht. Sie lernen auch etwas über sich selbst. „Sie waren der erste Mensch, der mich gefragt hat, was ich denke, was ich fühle und sind auf mich eingegangen, das war eine großartige Erfahrung“, bekennt eine Ehemalige. 2023 findet ein Klassentreffen mit dem weltberühmten Regisseur der „Heimat“ statt. Montiert aus dem Dokumentarfilm über das damalige Projekt, den Super-8-Filmen der Schülerinnen und dem gefilmten Wiedersehen entsteht eine Art Langzeitbelichtung der letzten 55 Jahre. (Livia Theuer)