Hinweis: Thematisierung von Gewalt
Groß war der internationale Aufschrei, als vor zehn Jahren bekannt wurde, dass der Leiter des Zoos in Kopenhagen plante, das eineinhalb Jahre alte, völlig gesunde Giraffenkalb Marius töten zu lassen, um die Gefahr einer möglichen Inzucht zu vermeiden. Alle anderen Alternativen waren nach Ansicht der Leitung des Zoos nicht praktikabel. Noch schockierter reagierte die Öffentlichkeit, als das Tier nicht nur getötet, sondern auch vor Publikum zerlegt und das Fleisch den Löwen verfüttert wurde. War dies nur ein gewaltiger PR-Stunt oder aber eine Lektion über den Wert des Lebens, die der Zoodirektor den Medien erteilen wollte? Dieser Skandal bildet den Ausgangspunkt für Max Kestners essayistischen Dokumentarfilm LIVET OG ANDRE PROBLEMER, der in diesem Jahr das renommierte Dokumentarfilmfestival CPH:DOX eröffnete. Immer wieder die eigene Situation reflektierend, unternimmt der Film eine Reise, in deren Zentrum die großen Fragen der Menschheit stehen: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Was trennt und was verbindet uns? Und wie ist das alles miteinander verbunden? Trotz der philosophischen Tiefe der Themen ist Kestner ein Film gelungen, der anregend ist und zugleich spielerisch und der das Abenteuer Leben mit anderen Augen sehen lässt. (Joachim Kurz)