Im Japanischen gibt es einen eigenen Ausdruck für den Umstand, plötzlich aus dem Leben zu verschwinden: „Johatsu“ (verdunsten). Jedes Jahr verlassen Tausende ihr altes Leben und versuchen, sich unerkannt in der Fremde etwas Neues aufzubauen. Wir folgen Kanda, der vor 37 Jahren auf der Flucht vor der Mafia verschwand, und Sugimoto, der seiner Familie Schulden und Schande ersparen wollte. Ein Paar versteckt sich vor seinem ausbeuterischen Chef, ein Mann flüchtet vor einer gewaltsamen Beziehung. Um das Verschwinden möglichst diskret und professionell zu organisieren, hilft die „Night Moverin“ Saita, die eines der Nachtfluchtunternehmen in Japan leitet. Sie besorgt neue Papiere, erledigt den Umzug und kümmert sich um eine neue Unterkunft oder einen Job. Die Hinterbliebenen haben oft wenig Anhaltspunkte. So erhält die alleinerziehende Mutter Goto bei der Suche nach ihrem Sohn aufgrund von Datenschutzgesetzen keine Unterstützung von der örtlichen Polizei. Sie beauftragt den Privatdetektiv Kudo, der sich auf das Aufspüren von Verschwundenen spezialisiert hat. Währenddessen träumen andere Protagonist*innen von einem Leben ohne Versteckspiel und der Wiederaufnahme des Kontakts mit ihren Angehörigen. (Sita Scherer)