Ein Hausbootbesuch, ein Brief und Kodak-Filmmaterial von 1962. Darauf zu sehen: Schwarzweißbilder algerischer Aktivistinnen in lebhafter Diskussion – allerdings ohne Ton. Aufgenommen wurden sie von dem inzwischen verstorbenen Kameramann Yann Le Masson nach der Freilassung der Frauen aus französischer Gefangenschaft. Filmemacher Raphaël Pillosio, der Le Masson und seine Frau persönlich kannte, macht sich auf die Suche nach den Geschichten hinter den Gesichtern. Er führt den Plan von Le Masson zur Rekonstruktion des Filmtons weiter, indem er die damaligen Protagonistinnen persönlich aufsucht. Eine Begegnung führt zur nächsten, nach und nach lassen sich – auch mithilfe von Lippenlesen – die damals geäußerten Meinungen zumindest teilweise nachvollziehen. Auf Le Massons Frage, ob ihre Erwartungen nach der Revolution erfüllt seien, sind die Antworten ernüchternd: Als Mitstreiterinnen wurden die Frauen gebraucht, mehr Rechte hatten sie nach dem Krieg nicht. Männer sehen die einstigen Kameradinnen auf die Rolle der Ehefrau und Mutter reduziert. Symbolisch sind die letzten Einstellungen, in denen die einstigen Kämpferinnen eindringlich, aber immer noch stumm in die Kamera schauen. (Anja Klauck)