In den stillen Gewässern der Erinnerung, in den Nebeln und an den Ufern der Flüsse haucht die Vergangenheit der Gegenwart Leben ein, gewoben aus Mythen und vergessenen Leben. Unter der Oberfläche das Geflüster von Gewalt und Exil. Die zum Schweigen gebrachten Stimmen kehren zurück, um die Risse hinter den polierten Fassaden bloßzulegen. Durch die Erzählungen von antiken Monstern und die Reise zu archäologischen Schätzen bringen wir die Komplexität unserer gemeinsamen Menschlichkeit hervor und zeigen, wie diese miteinander verbundenen Erzählungen die Welt formen, in der wir heute leben. (Zeinah Kamel)
Ein 4.000 Jahre altes Seeungeheuer ist in der heutigen Türkei unsichtbar gemacht worden. Sein Mythos geht zurück auf die Armenier*innen und Kurd*innen rund um den See Van, eine Region, die Zeugin ethnischer Säuberungen gegen beide Völker wurde. Dennoch bleibt das Monster auf eine Art am Leben: in den Erzählungen der Einwohner*innen. Es wehrt sich dagegen, gänzlich in Vergessenheit zu geraten. In dieser blauen Landschaft an der Kreuzung zwischen mythologischen, politischen und persönlichen Sphären werden unterschiedliche Formen der Auslöschung verdeckt. Unterdessen sind alte Gottheiten sauer auf uns, und ich bin sauer auf meinen Vater.
Durch das Objektiv der Fotografie einer archäologischen Stätte im Tal des Khabur-Flusses zeichnet die Erzählung Tell Halafs Sammlung nach, die seit 1930 in Berlin zuhause ist. Die Reise der Artefakte, die mit dem Land in Resonanz stehen, in dem sich der längste Nebenfluss des Euphrat zwischen der Türkei und Nordostsyrien schlängelt, offenbart die Fäden der Gewalt, die im Laufe der Zeit entlang des Flusses gewoben wurden. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Strömungen, die die Landschaft des Tals neu gestalten.
Alles, was heute selbstverständlich und normal erscheint, ist irgendwann einmal entstanden. Das Essay-Performance-Video erforscht das künstlerische Feld, indem es es historisiert und einen anderen Entstehungskontext vorschlägt als den, der üblicherweise betrachtet wird. Konkret die ersten öffentlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in London Mitte des 18. Jahrhunderts sowie die Ereignisse und Umstände, die dazu führten. Historische Texte werden von einem Cast gesprochen, deren Sprechpositionen sich von denen der Autoren der Textquellen unterscheiden. Die Arbeit nutzt Performance zur Wiederholung mit einem Unterschied und thematisiert so ein komplexes Erbe, das durch die institutionalisierten Strukturen von Kunst an aktuelle Akteur*innen weitergeben wird.