Dass der eigene Name zu einer Last wird, die man am liebsten ganz schnell loswerden möchte, ist eine Erfahrung, die die Regisseurin Narges Kalhor seit langem kennt. Sie versucht hartnäckig, den Bestandteil „Shahid“ (=Märtyrer) ihres Nachnamens tilgen zu lassen, den sie als Erinnerung an die angeblichen Heldentaten ihres Urgroßvaters tragen muss. Dagegen hat aber nicht nur der deutsche Amtsschimmel einige Einwände, sondern auch ihre Vorfahr*innen, die sie ständig umtänzeln und versuchen, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Mit viel Fantasie und ungeheurem Einfallsreichtum begibt sich die aus dem Iran stammende und an der HFF München ausgebildete Regisseurin Narges Kalhor auf die Suche nach der eigenen Herkunft und Identität, erkundet dabei die eigene Familiengeschichte und nimmt den zähen Kampf mit dem deutschen Behörden-Wahnsinn und ihren penetranten Vorfahr*innen auf, die in ihrem Film als höchst lebendige Wesen auftreten. SHAHID ist kein Dokumentarfilm im klassischen Sinne, sondern eine wilde Mixtur aus Realem und Fantasiertem, aus Musical, Essay, Familienrecherche, Bürokratie-Satire und Meta-Film über das Filmemachen selbst. (Joachim Kurz)
Gewinner*in Hessischer Film- und Kinopreis 2024 in der Kategorie Spielfilm.