In einem kaleidoskopischen Spiel der Identitäten entfaltet sich die Suche nach dem Selbst und der Kampf um Sichtbarkeit. Im Schein der Projektoren blitzt die schmerzhafte Erkenntnis auf, dass die Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht. In der Auseinandersetzung mit queerem Ausdruck wird auf die Objektifizierung von Frauen verwiesen, während kreative Reflexionen Kraft entfalten. Stimmen erheben sich im Wunsch, patriarchale Erzählungen zu dekonstruieren. Der Raum der Identitätsentwicklung wird zum Akt des Widerstands, der eine erneute Definition von Geschlecht und Selbstbestimmung ermöglicht. (Frauke Rohenkohl)
“Welche Rolle spielt Queerness für die Frauengruppe? Gibt es wirklich Frauenfilme, und was
genau bedeutet FLINTA?”: fragen sich mutig Chlo und die Aktivistin Jutta in einer Episode
der fünfteiligen Interviews „Gelbe Karten & Lila Latzhosen“.
Ihre Reise in die Geschichte der Autonomen Frauengruppe Borken enthüllt die Bedeutung
von Begriffen und deren Wandel über die Zeit.
In einem packenden Dialog erforschen sie, wie Gender und sexuelle Orientierung in der
heutigen Gesellschaft miteinander verwoben sind. Sie beleuchten die Herausforderungen,
mit denen sich Frauen und nicht-binäre Menschen beim Navigieren ihrer Identitäten
konfrontiert sehen, während sie gleichzeitig die Chancen betrachten, die sich im Zuge
gesellschaftlicher Veränderungen ergeben. Ein eindrucksvolles Plädoyer für
Selbstbestimmung und das Aufbrechen traditioneller Rollenbilder.
Eine Filmemacherin hat den Traum einen 16-mm-Masturbationsfilm zu drehen – von ihrer
Großmutter nach altbewährtem Rezept angeleitet. Doch während sie an diesem Projekt
arbeitet, schleicht sich ein unbehagliches Gefühl ein: Ihr Unterbewusstsein ist durchdrungen
von überholten Geschlechterrollen und dem starren, männlichen Blick, der die Kunst schon
viel zu lange dominiert. Entschlossen, diesen Einfluss zu hinterfragen, sucht sie den Dialog
mit ihren Freund*innen und diskutiert den Druck, den Kunstgeschichte und familiäre
Erwartungen auf ihr Schaffen ausüben. Fragen brennen: Wie stark prägt die Vergangenheit
unser Handeln? Was denken ihre Familienmitglieder über ihre kühne Vision, und wie kann
sie ihren Traum so authentisch auf die Leinwand bringen, ohne in die Fallstricke der üblichen
Objektifizierung weiblicher Charaktere zu tappen?
Während sie ihre Filmproduktion vorantreibt, wird ihr bewusst, wie tief gewurzelt
gesellschaftliche Stereotype von Frauen als Lustspenderinnen sind.
Die deutsche Cosplay-Community bietet schon seit 25 Jahren einen kreativen Raum für Geeks und Nerds. Insbesondere FLINTA aus der Generation Y betreiben das meist zeitintensive Hobby regelmäßig: Sie setzen Charaktere aus der Popkultur als Kostüm um – häufig männliche Figuren, die sie in Mimik, Gestik und optischer Erscheinung nachahmen. Aber woher stammt das große Interesse, als Frau oder nicht-binäre Person in eine männliche Rolle zu schlüpfen? Und warum ist dieser Zweig der Fankultur nicht mehr nur für Jugendliche reizvoll? Die Gründe für das Engagement von Frauen und nicht-binären Personen in männlichen Rollen werden sichtbar gemacht, indem die Cosplayer*innen durch intensive Auseinandersetzung mit Medien und Charakteren ihre eigene Identität, Geschlecht und Sexualität reflektieren. Die Community zeigt sich als Safer Space, der Unterstützung und Akzeptanz jenseits familiärer und beruflicher Kontexte bietet und somit ein Gefühl der Zugehörigkeit schafft.
Nominiert für den Hessischen Film- und Kinopreis 2024 in der Kategorie Hochschulabschlussfilm.