Die Ausstellung Monitoring präsentiert künstlerische Arbeiten, bei denen filmische, audiovisuelle, digitale oder medienkritische Ansätze installativ im Raum verortet werden. Sie bietet ein Forum für Medienkunst und präsentiert sowohl etablierte
Künstler*innen, als auch vielversprechende Nachwuchstalente. Thematische
Schwerpunkte und das kuratorische Konzept der Ausstellung werden von einer Jury
aus Kulturschaffenden, Künstler*innen und Kurator*innen anhand der
Einreichungen erarbeitet, die jährlich einer offenen Ausschreibung folgen. Aus über 200 internationalen Einreichungen hat die
Auswahlkommission in diesem Jahr 17 Installationen ausgewählt. Alle Arbeiten
sind für den mit 3.500 € dotierten Golden Cube für die beste Medieninstallation
nominiert. Der Preis wird
von der Softwarefirma Micromata GmbH gestiftet.
Golden Cube
Eine vom Sichtungsteam unabhängige fünfköpfige Preisjury wählt jedes Jahr eine der Arbeiten zur besten Medieninstallation. Diese Auszeichnung, der „Golden Cube“, ist mit 3.500,- Euro dotiert und wird von der in Kassel ansässigen Micromata GmbH gestiftet.
Die Jury 2024 besteht aus Inke Arns, Juejun Chen, Fanny Hauser, Alfred Rotert und Jule Witte.
Ausstellungsorte
Kasseler Kunstverein
Friedrichsplatz 18
Kulturbahnhof Kassel
Rainer-Dierichs-Platz 1
Öffnungszeiten
Mittwoch, 13.11. 20:00 – 23:00
Donnerstag, 14.11. / Freitag, 15.11. / Samstag, 17.11. 15:00 –
22:00
Sonntag, 17.11. 12:00 – 20:00
Im übertragenen Sinne stehen „Bond Constraint Parameters“ für die unausgesprochenen Regeln und Bedingungen, die unsere Beziehungen zu anderen Menschen, Dingen oder ihrer Umgebung definieren. Sie sind die Faktoren, die die Stärke, Flexibilität und Grenzen dieser Bindungen festlegen – sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, für die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen oder in emotionalen Verstrickungen. Wie in einem physischen System, in dem bestimmte Parameter die Bewegungsfreiheit einschränken, wirken auch in unseren Bindungen gesellschaftliche Normen, Erwartungen, persönliche Ängste oder frühere Erfahrungen als Begrenzungen. Solche unsichtbaren „Parameter“, die unsere zwischenmenschlichen Dynamiken beeinflussen, stehen im Zentrum der diesjährigen Monitoring-Ausstellung im Rahmen des 41. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes.
Die Künstler*innen der Ausstellung setzen sich dabei mit unterschiedlichen Dimensionen von Beziehungen auseinander – von familiären und persönlichen Verbindungen bis hin zu größeren gesellschaftlichen und ökologischen Verflechtungen. Hierbei wechseln die Perspektiven beständig zwischen dem Mikrokosmos individueller Erfahrungen und dem Makrokosmos kollektiver Strukturen. Es geht um Fragen des Ausschlusses und der Zugehörigkeit und in diesem Zusammenhang um festgeschriebene Rollenbilder und gesellschaftliche Zwänge, sowie um die Suche nach alternativen Formen des Zusammenlebens, die frei von Dominanz und ausbeuterischen Logiken sind.
Zugehörigkeit wird in den siebzehn in der Ausstellung versammelten Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet: etwa als individuelles, intimes Gefühl, das aus der sozialen und emotionalen Einbettung einer Person in bestimmte Umgebungen und soziale Kollektive entsteht. Andere Arbeiten thematisieren sie als eine politische und diskursive Ressource, die Formen von sozialräumlicher Inklusion/Exklusion konstruiert, einfordert, rechtfertigt oder sich dagegen wehrt. Schließlich verweisen die Werke auch auf Zugehörigkeit als Prozess und Ergebnis affektiver, zutiefst sensorischer Beziehungen zu Orten, die sich in spezifischen räumlichen Bindungen niederschlagen.
Im KulturBahnhof sind solche Arbeiten versammelt, die vornehmlich die ersten beiden Ebenen von Zugehörigkeit und Beziehungen thematisieren — die Verortung von Menschen in ihren sozialen Kontexten. Die Arbeiten veranschaulichen persönliche Erfahrungs- und Erinnerungsräume wie das Kinderzimmer und Familienkontexte, sowie auf der anderen Seite auch Clubs oder Cruising Areas und verknüpfen diese mit größeren gesellschaftlichen Fragestellungen, etwa nach Reproduktionsarbeit, Diskriminierung und ökonomischer Ungleichheit. Dabei spielt die unmittelbare, körperliche oder affektive Dimension eine entscheidende Rolle: In den gezeigten Werken werden politische Ereignisse und gesellschaftliche Zwänge ebenso sichtbar wie Träume, Begehren und Wünsche, die sich in Körper und ihre Bewegungen einschreiben.
Parallel dazu richten die Werke im Kasseler Kunstverein den Fokus auf die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt sowie spezifische räumliche Bindungen. Orte und Landschaften werden zu Trägern von Erinnerungen, Traumata und Sehnsüchten. So spüren die Künstler*innen den politischen Konflikten und der Gewalt nach, die sich in der Landschaft entlang des Mekong-Flusses spiegeln. Gesteine und Objekte beginnen, von kolonialer Vergangenheit, ihren Folgen und den fortlaufenden Auswirkungen der Umweltzerstörung zu sprechen. Die Spuren Migrierender von der Sahelzone über Nordafrika bis nach Tunesien werden sichtbar gemacht. Sie definieren die Landschaft und machen aus ihrer Kulisse einen konkreten Erfahrungsraum individueller Geschichte(n). Als oralhistorische Zeugnisse offenbaren die Stimmen der Migrierenden Erinnerungen, deuten Erlebtes und Gelebtes an, sprechen in Fragmenten und erzählen von Träumen und Widerfahrenem.
Die Künstler*innen wenden vielfältige Strategien an, um die in Körper, Landschaften und Objekte eingeschriebenen und verborgenen Geschichten und Narrative offenzulegen. Im Mittelpunkt stehen dabei marginalisierte Perspektiven und Erfahrungen von Menschen, deren Stimmen oft überhört werden. Wem wie zugehört wird, ist machtabhängig und gebunden an die Position innerhalb gesellschaftlicher Beziehungen. Die in „Bond Constraint Parameters“ gezeigten Arbeiten verweisen auf die hegemonialen Strukturen des Zuhörens, die eng mit Repräsentation, Identität und Zugehörigkeit, Dominanz und Macht verknüpft sind.
Inga Seidler
KASSELER
KUNSTVEREIN | Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Taiki Sakpisit: The Spirit Level, Thailand / Südkorea 2023
Karin Ferrari: Freaky Fairy Flux Foundation, Österreich 2023
Benjamin Dobó, Anafee Fränznick: You call me my friend, you call it love,
but I can‘t trust you, Deutschland / Schweiz 2023
Kathrin Stumreich: mid-air collisions, Österreich 2024
Thea Josepha Konatsu: speaking nearby: Shaking Skies & Trembling Earth,
Deutschland / Taiwan 2024
Rita Macedo: Farewell Recording for an Observer of an Unknown Time and Place,
Deutschland 2023
KULTURBAHNHOF KASSEL | Stellwerk | Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel
Moritz Jekat: Wetlands of Pharmacology (Installation Part I), Schweiz /
Deutschland 2023
KULTURBAHNHOF KASSEL | Kubatur | Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel
T(n)C - Tina Kult, Agnes Varnai: Retraining Laziness, Großbritannien
2023
KULTURBAHNHOF KASSEL | Südflügel | Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel
Samira Elagoz, Z Walsh: you can't get what you want but you can get me,
Niederlande / Finnland 2024
Agil Abdullayev: Radicals in Between Trees and Dicks, Österreich /
Aserbaidschan / Georgien / Kasachstan 2024
Elisa Jule Braun: Calibration Mum: I Prefer Not To, Deutschland 2024
Fritz Eggenwirth: Erzähl es den Bergen, Deutschland 2023
Kerstin Honeit: THIS IS POOR! Patterns of Poverty,
Deutschland 2024
Hansol Kim: K-BOB STAR, Südkorea / Deutschland 2023
Tess Marschner: HeLa et al., Spanien 2024
Zora Jöst: CATWALK*KASSEL, Deutschland 2023
Stefanie Schroeder: Eine unsichere Bank, Deutschland 2023
Sichtungskommission 2024
Elko Braas
Künstler
Johanna Brummack
Künstler*in / Pädagog*in
Marlene Denningmann
Künstlerin
Holger Jenss
Künstler / Dozent,
Kunsthochschule Kassel
Inga Seidler
Kuratorin /
Ausstellungsleitung Monitoring
Liese Schmidt
Kuratorin / Künstlerin / Technische Leitung
Miriam Schmidtke
Medienkünstlerin / Autorin / Theatermacherin
Gerhard Wissner Ventura
Leitung Kasseler Dokfest
Die Preisträger*innen der vergangenen Editionen
2023: Tanita Olbrich RING
2022: John Hussain Flindt TALES
2021: Yuk-Yiu Ip 流/言 [FALSE WORDS]
2020: Paula Ábalos DIARIOS DE TRABAJOS
2019: Kapwani Kiwanga THE SECRETARY'S SUITE
2018: Grace Philips, Laurie Robins REAL PERFORMANCE
2017: Ralph Schulz TESTIMONIALS
2016: Lotte Meret SURFACE GLACE
2015: Gerald Schauder SKULPTUR21
2014: Bertrand Flanet UNMANNED DISTANCES
2013: !Mediengruppe Bitnik DELIVERY FOR MR. ASSANGE
2012: Emanuel Mathias NEBAHATS SCHWESTERN
2011: Anu Pennanen LA RUINE DE REGARDE
2010: Lukas Thiele / Tilman Hatje WELTMASCHINE
Lobende Erwähnungen der vergangenen Editionen
2023: Juejun Chen Mechanical Resoncance
2022: Benjamin Busch Scanning the Horizon: An Immersive Archive
2021: Sophie Hoyle Hyperacusis (Chronica)
2020: Mazen Khaddaj THE ARTISTS ARE NOT PRESENT
2019: Clarissa Thieme Can't You See Them? – Repeat.
2018: Wermke/Leinkauf 4. HALBZEIT
2017: Marlene Maier FOOD ONLY EXISTS IN PICTURES
2016: Jolander Gsponder / Yves Netzhammer / Annette Brütsch / u.a. PETER LIECHTI – DEDICATIONS
2015: Kerstin Honeit Talking Business
2014: Daniel Laufer REDUX
2013: Franz Christoph Pfannkuch γαλαξίας (GALAXIS)
2011: Ryota Kuwakubo THE TENTH SENTIMENT
2010: Anthony McCall LEAVING [WITH TWO-MINUTE SILENCE]
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